[Rezension] Julia Kuhn - Ravenhall Academy II - Erwachte Magie

 


Puh, diese Buchreihe hat in der deutschen Buchblogger-Community ganz schön für Aufregung gesorgt. Als ich letztens bei Goodreads den Status bei Band zwei auf "Currently Reading" gesetzt habe, habe ich mir nochmal die Rezensionen anderer Mitglieder zum ersten Band durchgelesen und das war interessanter als so manch eine Reality TV-Show. Teilweise wurden in den Rezensionen nicht nur extrem harte Worte für dieses Buch gefunden, sondern direkt auch mal die Autorin persönlich angegriffen. Und so sehr ich ehrliche, schonungslose Rezensionen befürworte - und ich gebe zu, dass ich meine harte Rezension von "Fettlogik überwinden" bis heute nicht bereue, da mich dieses Buch immer noch unfassbar wütend macht -, so sehr bin ich doch auch für einen respektvollen Umgang mit anderen Menschen. Auch, wenn man ein Buch vielleicht grottenschlecht findet und seinem Ärger über das "verlorene Geld und die verlorene Zeit" Luft machen möchte, so steckt hinter jedem Buch auch immer noch ein Autor oder eine Autorin, die Mühe und Herzensblut in ihre Geschichte haben fließen lassen. Und ich denke, das sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn man es rezensiert. 


Nun zu meiner Meinung zu Band zwei der "Ravenhall Academy"-Reihe. Ich spare mir bei Fortsetzungen lieber die Inhaltsangabe, um niemanden zu spoilern und möchte an dieser Stelle lieber nochmal anmerken, dass ich den ersten Band eigentlich ganz gerne gelesen habe. Ja, es war natürlich kein literarisches Meisterwerk, aber das sind eben auch die meisten Debütromane nicht. Dennoch hatte ich generell eine gute Zeit mit dem ersten Teil dieser Reihe. 

Dasselbe gilt für diesen Teil. Einige Dinge haben mir gut gefallen, einige Dinge eher weniger, und wieder andere Dinge gingen mir tierisch auf die Nerven. 

Was mir an diesem Buch gut gefallen hat:

Die Gestaltung des Buches. Ich weiß, ich weiß, das hat erstmal nicht sonderlich viel mit dem Buch an sich zu tun, doch sein wir alle mal ehrlich - we do judge a book by its cover. Und bei diesem Buch hat man sich wirklich außergewöhnlich viel Mühe bei der Gestaltung gegeben. Das Cover ist unfassbar schön und als jemand, der eigentlich gar kein Fan von Farbschnitten ist, muss ich doch sagen, dass er bei diesem Buch das Bild wirklich abrundet. Props an die Leute, die für die Gestaltung dieses Buches zuständig waren. Ein absoluter Blickfänger im Bücherregal! 

Die Atmosphäre. Das Buch hat eine wundervoll gemütliche, herbstliche Atmosphäre. Ich liebe die Beschreibungen der Halloweenstadt Rathcroghan, die ich selbst nur zu gerne einmal bereisen würde, und die Tatsache, dass sich die Autorin so viel Zeit genommen hat, diese Atmosphäre mit sehr bildlichen Beschreibungen aufzubauen. 

Man merkt, dass das Buch von jemandem geschrieben wurde, der Bücher liebt. Ich weiß, dass den meisten Menschen die vielen "Kopien" anderer Bücher (und auch Filme) ein absolutes Dorn im Auge waren, aber ich finde das tatsächlich gar nicht schlimm. Man merkt einfach, dass die Autorin schon einige Bücher in ihrem Leben gelesen und geliebt hat, und ich finde es vollkommen in Ordnung, dass sie diese Liebe mit in ihr Buch hat einfließen lassen. Und ehrlich gesagt bin ich sowieso jemand, der gerne Bücher liest, die Büchern ähneln, die ich geliebt habe. Schließlich bedeutet das ja, dass ich noch mehr Zeit in diesen Welten verbringen kann, nicht wahr?!

In diesem Buch steckt sehr viel Mühe. Meiner Meinung nach merkt man auf jeder Seite, dass die Autorin sehr viel Mühe und Herzensblut in ihre Geschichte hat fließen lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie unzählige Stunden an ihrem Schreibtisch verbracht hat, um diese Worte zu Papier zu bringen.


Was mir an dem Buch nicht so gut gefallen hat:

Der Schreibstil. Versteht mich nicht falsch, er ist nicht absolut schlecht oder so, er ist einfach nur noch nicht wirklich rund. Die Sätze sind teilweise etwas abgehackt und dadurch schwerer zu lesen, und die ständigen Wortwiederholungen fangen irgendwann doch an, einem auf die Nerven zu gehen. Aber Schreiben ist Übungssache und ich finde, dass man im Hinterkopf behalten sollte, dass es sich erst um das zweite Buch der Autorin handelt.

The Drama. Puuuuh, unsere Protagonistin Lilly ist eine ganz schöne Dramaqueen. Ich weiß, Liebeskummer tut weh und so und Dämonenmale auf der Schulter sind auch nicht so chic, aber muss man denn wirklich in jedem dritten Absatz einmal erwähnen, wie "verwundet seine Seele" ist? Ich hab es nach den ersten zwei Malen verstanden, die vielen Wiederholungen lassen den Schmerz nicht realer, sondern vorrangig überdramatisiert erscheinen. 

Die Protagonistin & ihr Love Interest. Ich kann einfach nicht sonderlich viel mit Lilly anfangen. Sie ist eher der weinerliche Typ und scheint generell immer der Meinung zu sein, selbst nicht sonderlich viel auf dem Kasten zu haben (hat sie auch nicht) und ihren Wert nur durch Jasons unfassbar innige Liebe aufzubessern (die beiden haben einfach so viel Chemie wie die Hauptcharaktere bei Sturm der Liebe, also eher gar keine), und außerdem ein ganze, ganz furchtbares Los im Leben gezogen zu haben. Sie ist immer und von allem ganz tief verletzt, sie ist tollpatschig und sie scheint wirklich gerne Menschen zufällig zu belauschen - sollte man nicht irgendwann lernen, dass sich das nicht gehört? 
Und lasst mich gar nicht erst von Jason anfangen, wer freiwillig eine Beziehung mit so einem unreifen Kind eingeht, der braucht sich auch nicht wundern, wenn ihm sein Herz gebrochen wird. Es war mir also herzlich egal, ob die beiden zusammen sind oder nicht. 


Alles in allem hatte ich eine ganz gute Zeit mit diesem Buch, wie ich bereits zu Beginn erwähnt habe. Julia Kuhn hat das Fantasygenre nicht neu erfunden und diese Reihe schafft es auch nicht unbedingt in das Regal mit meinen Lieblingsbüchern, aber ich hatte ein paar gemütliche Stunden an der Ravenhall Academy, und das reicht mir voll und ganz!



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